Über digitale Mal- und Grafiktechniken gibt es bereits unzählige
Bücher, z. B. BAUMANN: Handbuch digitaler Bild- und Filtereffekte.
Springer-Verlag 1994. Darin sind 1500 Beispiele elektronischer Bildbearbeitung
anhand eines einzigen Bildes demonstriert.
BAUMANN systematisiert folgend:
Auswahlen, dynamische Effekte, Dunkelkammertechniken, Farbeffekte,
Struktur- und Gemäldeeffekte und sonstige Bildeffekte wie AllGon, Fraktale,
EPS-Pfade nachzeichen, Mehrfachzeichen, Muster verzerren, symmetrische Figuren
usw.
Wir möchten hier besonders auf die Techniken hinweisen, die zu
Modifizierungen von Fotografien führen, die früher nur durch komplizierte
und zeitaufwendige Experimente in der Dunkelkammer möglich waren. Auch halten
weiterhin mit Vehemenz die Bemühungen an, die in den bisherigen bildenden
Künsten mit anderen Mitteln, wie Zeichenstiften, Kohle, Kreide, Wasserfarben,
Ölfarbe oder anderen Werkzeugen erreichten Effekte, Eindrücke und
Bildwirkungen unter Einbeziehung des Hintergrundeffektes von Papierarten oder
Leinwandstrukturen in digitalen Bilder zu simulieren. Die Differenzierung geht
bereits so weit, dass versucht wird, verschiedene Stileffekte bestimmter
Malrichtungen, etwa des Impressionismus, nachzubilden.
In der Entwicklung der modernen Ölmalerei gibt es einen Film, der zur
Zeit seines Erscheinens großes Aufsehen erregte. Georges-Henry Clouzot filmte
mit einer besonderen Aufnahmetechnik PICASSO bei der Erzeugung von Ölbildern
("Le Mystère Picasso", erhältlich als Video Edition bei Du Mont).
Das Reizvolle war, dass hierbei erstmals sichtbar wurde, wie dieser geniale
Maler ein einziges Motiv, etwa einen Stierkopf, in immer neuen Anläufen
variierte, verwandelte, oft fast völlig übermalte, bis er das Bild als
beendet ansah. Auch von vielen anderen modernen Malern ist bekannt, dass sie
immer wieder ihre Bilder umarbeiteten.
All das, ist rein technisch jetzt bereits ohne Ölfarbe und Leinwand in
Grafikprogrammen digital möglich, die Ergebnisse wiederum sind als digital
gespeicherte Daten in vielfältigsten anderen Medien darstellbar.
Die Faszination, die von diesen neuen technischen Möglichkeiten
ausgeht, wird noch durch den Umstand erhöht, dass die Technologie der
Generierung "virtueller Realitäten" (im Folgenden VR) mit den
obigen Möglichkeiten kombiniert, die Erzeugung "künstlicher" und
"künstlerischer" Umgebungen ermöglicht, in der alle diese
technischen Innovationen dem Betrachter einen interaktiven Zugang zu einer
unbegrenzbaren Bilderwelt gestatten.
Virtuelle künstlerische Realitäten und Umgebungen sind also eine
Technologie, die in Zukunft die Kunstentwicklung weiter vorantreiben werden.
VR ist ein System zur Interaktion mit dem Computer, das dem Benutzer
durch eine interaktive Grafik in Echtzeit mit dreidimensionalen Modellen und
einer geeigneten Ausgabetechnik erlaubt, in die Modellwelt einzutauchen und
diese direkt zu manipulieren (BORMANN). Die Begriffe "Cyberspace"
und "virtuelle Umgebung" werden nicht deckungsgleich aber ähnlich
benutzt.
Die Theoretiker der VR haben scharfsinnig erkannt, dass wir jetzt sehr
genau zwischen zwei "Realitäten" zu unterscheiden haben.
Realität 1 (R1), "Außenwelt", die wir mit unseren Sinnen E,
unserer inneren und äußeren Phantasie D2 und D1 und Begriffen C erzeugen und
Realität 2 (R2), die als VR im Computer erzeugt ist und mit der wir
interaktiv in Beziehung stehen.
Richtig erkennen manche Theoretiker, dass auch R1 nur ein Produkt von
Sinneseindrücken, Phantasie und Begriffen ist, und wir daher über die
"wirkliche Außenwelt" gar nichts wissen, also auch R1 virtuellen
Charakter besitzt; und doch sind die beiden Realitäten R1 und R2
grundsätzlich theoretisch trennbar. Hinsichtlich der erkenntnistheoretischen
Fragen dieses Bereiches kann auf den Artikel von SARNIG über
"Menschliches
und digitalisiertes Bewusstsein. Das Unendliche und die Grenze" hingewiesen
werden.
Zwischen den beiden Realitätsformen besteht aber aus zwei Gründen
bereits eine bedenkliche Überschneidung. Es gibt nämlich digitale Bilder (
Dokumentaraufzeichnungen, Naturschilderungen, Bilder von politischen
Ereignissen usw.), die aus R1 und solche, die aus R2 stammen. Im Weiteren
können aus R1 stammende Bilder in R2 verfälscht werden.
Die Digitalisierung der bestehenden Medien bringt einerseits enorme
technische Vorteile mit sich. "Nahezu alle Medien können inzwischen
über einen technischen Kanal distribuiert werden. Die Inkompatibilitäten der
verschiedenen Systeme nivellieren sich oder verschwinden gar völlig"
(BORMANN
Das digitale Bild ist einerseits eine numerische Konstellation,
andererseits ein auf der Netzhaut visualisierbares Bild.
"Wenn
auf jeden Bildpunkt aber mathematische Operationen anwendbar sind, dann
bedeutet dies, dass das sichtbare Bild beliebig manipulierbar ist. Dieses
Manipulationspotential geht weit über die bisherigen Möglichkeiten der
Fotografie oder des Films hinaus: Die Manipulation ist für den Betrachter des
Bildes oder einer Bildsequenz nicht mehr erkennbar. In Zukunft wird daher die
Authentizität der Bilder schwerwiegende Einschränkungen erfahren
müssen" (BORMANN
Die Grenze zwischen R1 und R2 wird daher in manchen Richtungen weiter
unbestimmt.
Wir haben bereits öfter auf folgende Situation der Kunstentwicklung
mittels digitaler Medien hingewiesen: Einerseits stehen wir, wie auch die
obigen Zeilen zeigen, fasziniert vor einer schier unermesslichen
Erweiterungsmöglichkeit der Kunstäußerungen in den digitalen Medien, auf
der anderen Seite können aber die bisher in diesen Medien kreierten
Kunstwerke – auf die hier aus Platzgründen nicht eingegangen werden kann
– im Gesamtvergleich mit der bisherigen Kunstentwicklung der Menschheit
nicht immer gleiche Niveaus erreichen, wirken teilweise jugendlich unbeschwert
und lassen sich die Freude an der neuen Technologie eher anmerken als
ästhetische Komplexität und Kompetenz.
Hier seien einige grundsätzliche Gedanken zu diesem zukunftsweisenden
Thema zusammengefasst.
Im Rahmen der digitalen Umwälzung der Kunstentwicklung im oben
umrissenen Rahmen sind zwei Bereiche gesondert und in ihrer Wechselwirkung zu
betrachten:
1.
Die neuen Ausgabenmedien wie Plotter, Fax, Matrixdrucker, Xerografische
Drucker, Injekt-Drucker, Thermodrucker, andere digitale Druckverfahren
(konventionelle Fotografie, Pictography, Risografie, Magnetografie),
Softcopies (Bildschirme, Data-Displays und Projektoren, Film, Video, VR –
alles kombiniert mit Ton usw.) werden neue ästhetische Kriterien und Aspekte
des Künstlerischen und Schönen hervorbringen, die sich ausschließlich aus
den sensorischen (sinnlichen) Implikationen der jeweiligen Medien neu ergeben
und die in den bisherigen Darstellungsweisen der bildenden Kunst nicht
möglich waren (z. B. die reizvollen "leuchtenden" Phänomene und
Effekte einer Grafik auf einem Monitor, die auf Papier oder Leinwand nicht
erreichbar sind). Natürlich werden diese neuen ästhetischen Implikationen
mit der traditionellen Ästhetik unbegrenzbare Verbindungen eingehen. Das
utopische Potential dieser Ästhetik ist derzeit nur in seinen Grundzügen
erkennbar.
2.
Wir haben uns aber auch zu fragen: Was hat die traditionelle Kunst
bisher dargestellt, was waren ihre INHALTE? Wird die digitale Kunst sich in
ihrer explosionsartigen Entwicklung auf diese Inhalte beschränken, wird sie
gegenüber diesen Inhalten verflachen, wird sie Teile derselben überhaupt
vernachlässigen und vergessen, kann sie überhaupt über die in der
bisherigen Kunst, vor allem in diesem Jahrhundert entwickelten Inhalte
hinausgelangen oder sind in der bisherigen Kunst, was den Inhalt anlangt,
bereits alle Möglichkeiten strukturell umrissen, gegeben und daher nur mehr
im Detail ausgestaltbar. Wird also die digitale Kunst nur eine Wiederbelebung
und ästhetische Umgestaltung der alten Inhalte der bisherigen bildenden Kunst
erreichen können? Oder soll die digitale Kunst sich von den bisherigen
Kunsttraditionen völlig lösen? Kann sie auf die bisherigen Errungenschaften
der Kunst verzichten?
Um die Frage unter 2 beantworten zu können, müsste man sich einen
Überblick über alle Inhalte verschaffen, welche Gegenstand der bisherigen
Kunstentwicklung auf diesem Planeten waren, man müsste also ein System der
Inhalte der Kunst finden, das in der Lage wäre, alle diese Inhalte klar in
eine Gesamtstruktur zu bringen. Dieses All-System müsste noch dazu so gefasst
sein, dass es imstande wäre, auch die Inhalte aller noch kommenden
Kunstentwicklungen auf der Erde vorauszusehen und in sich aufzunehmen. Dies
ist die Aufgabe der folgenden Zeilen. Dem Entwicklungsstande der Medien
entsprechend, möchten wir diese Ideen im Rahmen eines VR-Modells beschreiben.
Wir nennen es
In ihrer Entwicklung in den nächsten Jahrhunderten wird die Menschheit
im Rahmen der erkenntnistheoretischen Bemühungen, die sich u. a. auch mit den
Grundsatzfragen jeglicher Realität beschäftigen und die Frage der Wahrheit
unserer Erkenntnis vorantreiben, auch im wissenschaftlichen Bereich zur
Grunderkenntnis des unendlichen und unbedingten Grundwesens (Gottes)
vordringen und in dieser Erkenntnis alle anderen Erkenntnisse ableiten und
damit auch das Realitätsproblem in einem neuen Lichte vollendet lösen. Um in
den Begriffen unter 1.2.3.2 der Abhandlung SARNIGs zu bleiben, wird sich die
Menschheit also aus den Begrenzungen des naiven Empirismus, kritischen
Realismus, transzendentalen Idealismus und kommunikationstheoretischen
Pragmatismen bis zur Grundwissenschaft MI(5) weiterbilden.
Aus dieser Grundwissenschaft ergibt sich dann die wahre Gliederung des
unendlichen und unbedingten Grundwesens in sich, welche gleichnishaft im
obigen Aufsatz unter 1.2.3.1.1 im Universum der geraden Linie als Ableitung
vom Unendlichen ins Endliche dargestellt ist.
Diese Gliederung des Grundwesens in sich ist gleichzeitig die Gliederung
des unendlichen unbedingten INHALTES (Wesenheit Gottes) in sich. Und daher ist
diese INHALTLICHE GLIEDERUNG auch die höchste Gliederung der
Kunstgegenstände.
Für das VR-RM-AK wird diese Gliederung als virtuelle Umgebung
angesetzt.
Bild 2: Gliederung des Grundwesens
Das unendliche und unbedingte Grundwesen o ist in/unter sich zwei in
ihrer Art unendliche, nebeneinander stehende Grundwesen, die einander
gegenähnlich sind, beide ewig, ungeworden, unvergänglich, nämlich:
i
... Geistwesen, Geist-All
e
... Natur, Leibwesen, Leib-All (Bild 2
Beide enthalten in sich unendlich viele Arten unendlich vieler
Einzelwesen.
Das Grundwesen über beiden seiend und wirkend, mit beiden vereint, ist
Urwesen u, verbunden mit e als ü und mit i als ü. i und e sind aber
ebenfalls miteinander verbunden als ä und ä ist wiederum auch mit u
verbunden als a. Das innerste Vereinwesen von Geistwesen, Natur und Urwesen a
enthält in sich das Pflanzenreich, das Tierreich und als innerstes,
allharmonisches Glied die Menschheit, deren innerer Teil auch die Menschheit
dieser Erde ist.
Das Verhältnis des unendlichen absoluten Grundwesens o zu i und e, die
beide auch noch unendlich sind, ist – wie schon erwähnt – durch die
Gliederung der Unendlichkeit bestimmt, die im Universum der geraden Linie noch
in beschränkter Form ersichtlich ist.
Noch einige Erklärungen zum Unterschied von Geist i und Natur e. Unter
Geistwesen wird hier das Grundwesen verstanden, welches alle einzelnen
Geister, also auch die Menschen, soweit sie Geist sind, in sich fasst. Das
Wesentliche des Geistigen ist, dass es überwiegend durch Selbständigkeit,
Spontaneität, Unabhängigkeit und Freiheit bestimmt ist. Es gestaltet seine
Formen in Selbständigkeit gegeneinander, ohne den Gesamtzusammenhang immer zu
beachten. Für den Geist typisch ist u. a. selektive Analyse, welche aus dem
Gesamtzusammenhang Teile gesondert bildet oder erkennt usw. Diese Trennung,
Isolierung, Abstraktion im Verhalten des Geistes, der Geister untereinander in
den Gesellschaften, die Spaltung der Wissenschaften in immer mehr Disziplinen,
der Kunst in immer mehr einzelne Formenbereiche, begründet einerseits
Erkenntnisfortschritte durch differenzierende Erkenntnis- und Kunstbereiche,
begründet aber infolge des mangelnden Universalzusammenhanges auch Übel und
Irrtum in Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft. Erst wenn die Geistwelt mit
dem Gesamtzusammenhang VR-RM-AK verbunden, in diesem alles Einzelne und
Partielle abstimmt, sind diese Mängel behebbar.
Die Natur e ist durch den Charakter der Ganzheit und Ganzheitlichkeit
bestimmt. Sie bildet alles im Ganzen, alles ganz und zugleich, in allseitiger
Gebundenheit, Wechselbestimmung und Stetigkeit (z. B. den Menschleib vom
Embryo bis zum Erwachsenen). Die Natur kann nicht wie der Geist trennen (z. B.
einen Menschenarm isoliert bilden), einen Teil gesondert schaffen, sie
gestaltet jedes in seiner Ganzheit, nach allen seinen Teilen auf einmal, aber
auch so, dass die Sonne und ein Blütenblatt und eine Augenlinse alle
gleichzeitig in ihr gebildet werden. Die Natur ist aber nicht ohne jegliche
Selbständigkeit, sondern zwischen i und e gibt es nur einen Unterschied in
der Gewichtung im Verhältnis von
Ganzheit zu Selbstheit.
Dadurch dass Natur und Geistwesen aber miteinander auch in Lebewesen wie
Blumen, Tieren und Menschen verbunden sind, erfolgen vor allem über die Kunst
und Wissenschaft des Menschen erhebliche Eingriffe in die Natur, die besonders
heute bereits bedrohliche und schädliche Formen angenommen haben.
Auch hier können über die Ideen, die im VR-RM-AK dargelegt werden, die
nötigen Harmonien zwischen u, i und e hergestellt werden.
Soweit sich Lebewesen, Gesellschaften, Planetenmenschheiten usw.
verändern, werden und entwerden, folgen sie Entwicklungsgesetzen die sich
folgend darstellen:
1.1.2.1
I. Hauptlebensalter (HLA I) These
Das endliche Wesen, Gesellschaften von Wesen, ihre Gesellschaftlichkeit,
darin wiederum Wissenschaft und Kunst sind zeitlich gesetzt rein als diese,
nach ihrer ganzen Selbstheit ungetrennt enthalten in der einen Selbstheit
Gottes, so dass sie in der Zeit ihre Selbstheit haben und dabei in
ungetrennter Wesenheiteinheit mit Gott sind, aber sich dessen nicht inne sind,
ihre Selbheit und Selbstheit nicht entgegengesetzt, noch nicht unterschieden
ist in der unendlichen und unbedingten Selbstheit Gottes. Bildlich ist dies
der Zustand im Mutterleib.
1.1.2.2
II. Hauptlebensalter (HLA II) Antithese
Das endliche Wesen, Gesellschaften von Wesen und deren innere
Gesellschaftlichkeit werden ihrer Selbheit und Selbstheit inne. Zugleich
setzen sie diese ihre Selbstheit jeder anderen Selbstheit unterscheidend
entgegen. Sie setzen sich zuerst entgegen der unendlichen und unbedingten
Selbstheit Gottes, das Eigenleben derselben steht dann in der gegenheitlichen,
entgegengesetzten und unterschiedenen Selbheit und Selbstheit, zunächst in
der verständigen Unterscheidung von allem und jedem außer ihm und im
Fortschritte des Lebens zuhöchst auch in der vernünftigen Unterscheidung in
und von Gott. Bildlich ist dies der Zustand der Geburt und der Kindheit bis
zur Pubertät.
1.1.2.3
III. Hauptlebensalter (HLA III) Synthese
In diesem Alter wird die unterscheidende Selbstheit und Selbheit als
solche mit der Selbstheit und Selbheit Gottes als Urwesen und dann auch aller
endlichen wesen in Gott vereingesetzt. Sie werden sich der wesenhaften
Vereinigung ihres selbständigen Lebens mit dem selbständigen Leben Gottes
als Urwesens und aller endlichen Wesen in Gott und durch Gott inne. Sie
bemühen sich dann, diese Lebensvereinigung, soviel an ihnen selbst ist und in
Mitwirkung der sich ihnen lebvereinenden Wesen, zuhöchst Gottes als Urwesen,
im Leben wirklich darzustellen. Bildlich ist dies das vollreife
Erwachsenenalter.
Jedes dieser HLA ist selbst wieder in drei Phasen gegliedert, die
wiederum nach These, Antithese und Synthese bestimmt sind. Für uns von
Wichtigkeit ist die Gliederung des HLA II, in dessen verschiedenen Phasen sich
die Menschen, Gesellschaften und ihre Wissenschaften und Künste in ihren
inneren Funktionen befinden.
Bevormundung oder autoritäre Einbindung des Faktors in andere der
gleichen Art oder einer anderen Art. Keine Selbständigkeit gegenüber anderen
Faktoren oder gegenüber anderen Elementen derselben Art.
1.1.2.5
2. Phase (HLA II, 2) Emanzipation, Autonomisierung
Autonomisierung des Faktors gegenüber allen anderen Faktoren und
zunehmend freie Entfaltung der inneren Mannigfaltigkeit desselben. Innerhalb
desselben Faktors zunehmende Differenzierung, Verzweigung, Ausgestaltung,
teilweise ohne Rücksicht auf die Nebenglieder derselben Art und anderer
Arten. Autonome Selbstentwicklung, zumeist mit deutlicher Abgrenzung gegen
Elemente derselben Art und anderer Art (z. B. Ausdifferenzierung der
Philosophie, der Psychologie, Naturwissenschaften usw. in sich und deutliche
Abgrenzung in der Disziplin und zwischen den Disziplinen). Ähnliche
Entwicklungen auch in der Kunst.
1.1.2.6
3. Phase (HLA II, 3) Integration
Überwindungsversuch des autonomen Individualismus und zunehmende
Berücksichtigung der Nebenglieder derselben Art und anderer Arten, Bemühung
und Abstimmung und Vereinbildung mit Neben- und Höhergliedern (Interdisziplinarität).
Berücksichtigung der gegenseitigen Abhängigkeiten (Interdependenzen).
1.1.2.7
4. Phase(HLA III) Allsynthese und Allharmonie
Allsynthese und Allharmonie aller Elemente mit allen Elementen der
selben Art und allen anderen Arten. Panharmonische Gesellschaftlichkeit
gemäß der Stufung und Gliederung Gottes in sich nach der Grundwissenschaft.
Auch zwischen den verschiedenen Phasen sind noch Überschneidungen zu
berücksichtigen.
Was immer die Kunst in welchen Medien auch immer für die Sinne des
Menschen erfassbar darstellen wird, es kann sich nur in einem der Glieder
unter 1.1.1 befinden. Darum ist die obige Gliederung des Grundwesens auch die
All-Gliederung der Kunst, weil das All im Grundwesen gemäß 1.1.1 gegliedert
ist.
Hinsichtlich dieser Gliederung der Kunst sind in der "Vollendete
Kunst" ( PFLEGERL, Böhlau, Wien, Köln, 1990) ausführliche theoretische
Erörterungen enthalten. Dieses Buch stellt einen integralen Teil des VR-RM-AK
dar.
Das VR-RM-AK ist daher als eine virtuelle Umgebung gemäß Abbildung 2
als Cyberspace-Modell zu erstellen. Der Besucher kann interaktiv durch alle
Bereiche (i, e, ä, a ö und ü) wandern, und wird hier jeweils den
Kunstwerken begegnen, die diesem Bereich, dem INHALTE nach angehören. Man
kann daher das VR-RM-AK auch als einen "Tempel" auffassen, in
welchen in den einzelnen Teilen, Überschneidungen und Hallen alle jemals
erzeugten Kunstwerke der Menschheit und alle, die es noch geben wird, nach der
All-Gliederung des Grundwesens strukturiert und geordnet dem
"Novizen" begegnen, die er sich dort aufrufen, verändern und
wiederum abspeichern, aber auch in seine "normale Realität"
mitnehmen kann. In jedem Raumpunkt erfolgt eine Vertiefung in unbegrenzt viele
neue aufrufbare Bilder, Filme, usw. Alle diese Wanderungen aber erfolgen immer
in inneren Teilen der Unendlichkeit des Grundwesens u und der inneren immer
noch unendlichen In-Wesen, Geist i und Natur e.
(Hier sei nochmals auf die Ableitungen der Unendlichkeiten im Universum der geraden Linie verwiesen.)
Als partielle Vorläufer unseres VR-RM-AK betrachten wir die Arbeiten
von Myron Krueger, wo VR-Techniken für interaktive Kunstwerke (Performance)
eingesetzt werden können, wobei die Stärken der VR in der Kunst bereits
jetzt im Wesentlichen in drei Bereichen gesehen werden:
· Integration der Techniken von Malerei, Film, Bildhauerei, und Literatur mit dynamischen Strukturen der Musik, des Theaters und sogar des Traums
· VR als Meta-Medium, das alle bisherigen Malstile (siehe weiter unten 1.3) umfassen kann
· Transformation des Kunstbetrachters in einen Kunstschöpfer und Verwandler
Die Idee eines multinationalen Kunstmuseums als VR, welches die Carnegie
Mellon University in Pittsburg als virtuelles Museum plant, oder das "Home
of Brain", welches von ART+COM in Berlin erarbeitet wird, stellen
ebenfalls Vorläufer unseres Konzeptes dar.
Wie können nun alle diese partiellen, teilheitlichen, segmentartigen
Modelle virtueller Realitäten, die jetzt schon im Keime vorhanden sind und
sich natürlich in den nächsten Jahren lawinenartig weiterbilden werden, im
VR-RM-AL Modell gesehen werden? Sie finden, wie erwähnt, ihre strukturelle
Position über ihren INHALT.
Gegenstand (Inhalt) ist die Natur e, Teile der Natur, Landschaft,
Erdschichten u. dgl., Mineralreich, Pflanzen, Tiere und Menschen, soweit diese
Wesen leiblich, natürlich sind.
Welche Richtungen der bildenden Kunst sind hier einzufügen? Alle
Richtungen mit Naturbezug:
Traditionelle Landschaftsmalerei, Akt, Stilleben, in der Moderne z. B.
Objet trouvé und Readymade, Environment, Land Art, Natur-Kunst, Bearbeitungen
von Naturstoffen, Collage, Decollage, Grattage, Fumage usw., Neorealismus,
Fotorealismus, Figurativer Realismus, Kritischer Realismus.
Notiz: Einen guten Überblick über die Entwicklungen der Kunst im 20.
Jahrhundert bietet das Buch von Karin Thomas.
An diese Halle schließt die Halle ö an, in der alle jene Inhalte
gegeben sind, wo die Natur oder Teile derselben, Lebewesen in ihr als mit dem
Grundwesen in Verbindung stehend, dargestellt werden (naturmystische Malerei,
bestimmte Richtungen der mythologischen Malerei).
In Halle II finden sich alle Kunstinhalte geistiger Art, wo es
Naturgegenstände überhaupt nicht oder nur mehr in einer bereits durch
geistige Operationen veränderten Form gibt.
Zusatz: Natürlich kann der Mensch auch Naturgegenstände nur durch
geistige Operationen, Phantasie und Sinnlichkeit überhaupt erfassen, aber bei
Gegenständen in II sind die Operationen der Erzeugung nicht auf die von
außen kommenden Eindrücke beschränkt, sondern der Geist leistet
Zusätzliches, um diese Gegenstände zu kreieren.
Richtungen des Surrealismus (antirationalistisch, Traum, Automatismus
und Geisteskrankheit als Quellen der Anregung), Dadaismus (Zufall,
antirationalistisch), subjektive Neugestaltung, ähnlich der Natur, figurative
Modulationen, symbolistische, emblematische, mythische und mystische
Figuration, teilweise in Verbindung zur Halle ö und ü, etwa in den meisten
Richtungen des Manierismus, Wiener Phantastischer Realismus.
Geometrisierende Naturdarstellung bei Cezanne (hier wiederum teilweise
Verbindung mit Halle ö), im Kubismus und Futurismus.
Natürlich werden etwa im Expressionismus (z. B. Bildern von Munch)
Naturgegenstände durch Gefühle des Geistes so weit verändert, dass die
Bilder in der Überschneidung von Halle I und Halle II stehen. Das VR-RM-AK
ist mühelos in der Lage, derartige Überschneidungen zwischen den einzelnen
Hallen präzise zu erfassen. Wenn mittels der Menüsteuerung bestimmte
Raumpunkte überschritten werden, befindet man sich bereits in einem anderen
Bereich des Überganges.
In Halle IIb befinden sich reingeistige, konstruktivistische
Formenwelten (Forminhalte) ohne Naturbezug.
Diese Malerei wird heute immer noch fälschlich als "abstrakte
Malerei" bezeichnet. Die Formen sind jedoch nicht aus der Natur
abstrahiert, sondern stellen rein geistige Formen dar, die durch keinerlei
Abstraktion aus der Natur erreicht werden.
Während bei der Erzeugung von Bildwelten in IIa noch Naturformen in
irgendeiner Weise mitbenutzt werden, erfolgt in IIb nur die Darstellung
bestimmter Arten rein geistiger Formen, die es in der Natur nicht gibt oder
geben kann. Die menschliche Phantasie arbeitet daher in diesen Bereichen ohne
Bezug auf Naturformen, die ihr bekannt sind. Es ist ein Verdienst der modernen
Malerei, diese Formen überhaupt erst klar für die Kunst herauspräpartiert,
deutlich erobert zu haben.
Dieser Bereich umfasst in etwa die Richtungen der "geometrischen
Abstraktion": konstruktivistische Abstraktion, Kinetik, de Stijl-Bewegung,
Bauhaus, Abstraktion-Creation, geometrische Abstraktion, Post Painterly
Abstraction, Farbfeldmalerei, Signalkunst, Konkrete Kunst, Op Art, Minimal
Art, verschiedene "abstrakte Richtungen" der digitalen Kunst,,
symbolistische Abstraktion, soweit nicht in IIc, in Verbindung mit ö und u
alle esoterische, mythische und mystische Symbolik, Ornamentik und Emblematik.
Grundlage aller dieser Schulen bilden betont geometrische und mathematische
Komponenten der inhaltlichen Gestaltung der Formen.
Diese Schulen richten sich gegen Figuration, soweit sie
Naturgegenstände betrifft, sie sind antisubjektivistisch, daher Bezug auf
"objektive" Mathematik und Geometrie, antiphantastisch (Gegensatz zu
II a), Betonung strenger mathematischer Regeln gegenüber spontanen
Richtungen, Reduktion und Zügelung der Kreativität, Rationalismus.
Zusatz: Natürlich gibt es auch in Halle I den Gegensatz zwischen den
beiden Ansätzen, aber er bezieht sich dort nur auf Naturgegenstände.
Reingeistige, spontanistische Welten. Hier handelt es sich ebenfalls
rein um geistige Forminhalte, sie sind aber nicht durch die Regeln unter II b
bestimmt, sondern sind durch gegenteilige Grundthesen:
Spontanistisch kreativer Einsatz der Phantasie und von Begriffen zur
Erzeugung intuitiv spontaner Formen, Lyrismen, subjektivistische
Formensprache, Ausdruck persönlicher Emotion, des Unbewussten usw.,
antikonstruktivistisch, phantastische Zeichensprachen, weitergeführt bis zur
Selbstthematisierung des Malprozesses.
Folgende Richtungen sind bisher entwickelt worden: lyrische Abstraktion,
farbgestische Abstraktion, Abstraktion der genetischen Figuration, magische
Abstraktion, semantische Abstraktion.
An der Schnittstelle der Hallen II b und II c gibt es bereits heute
Richtungen einer synthetischen Abstraktion.
Reingeistige, betont konzeptuelle Bereiche, Konzept-Kunst.
Gegenstand des Kunstwerkes ist nicht ein in Naturstofflichkeit
umgesetztes und damit einem Betrachter über die Sinne zugängliches Werk,
sondern Kunstwerk ist das Gebilde im Geiste des Künstlers! Auf Umsetzung in
Töne, Farben, Raumformen usw. wird entweder verzichtet, oder seine Bedeutung
wird reduziert. Bisweilen wird das Produkt im Geiste des Künstlers für
andere beschrieben. Hier wird mit aller Deutlichkeit die Selbständigkeit des
geistigen Gebildes im Bewusstsein des Künstlers gegenüber der Darstellung
desselben in Stoffen der Natur für andere hervorgehoben und betont. Es
erfolgt eine Relativierung der äußeren Sinnlichkeit und eine Idealisierung
des Erkenntniskonzeptes.
Die für das VR-RM-AK oben dargelegten theoretischen Grundrisse zeigen,
dass derzeit eine Vielzahl von Hallen im vollendeten Tempel der All-Kunst noch
fehlen, dass also auch die Verbindungen der Malereien in i, ä und a mit dem
Grundwesen größtenteils nicht beachtet und noch viel weniger berücksichtigt
werden. Die meisten Künstler arbeiten in einem kleinen Teilbereich einer
einzigen Halle und beachten nicht ihre Position in der Halle, das Verhältnis
zu den anderen Hallen und den Gesamtzusammenhang des Tempels.
Wohl aber sind in diesen Bereichen der Verbindung mit dem Grundwesen
alle bisherigen Äußerungen religiöser Kunst von den rituellen Ornamenten in
Opferstellen in Catal Hüyük über indische und griechische Tempel bis zu
gotischen Kathedralen und modernen Heiligtümern und deren künstlerische
Ausgestaltungen in das Modell aufzunehmen.
Noch weit entfernt ist die heutige Kunst auch von allen
Harmonievorstellungen, die der Tempel in seinen innersten Hallen in a für die
Harmonisierung aller Hallen und deren Bereiche bereithält. Darin wird die
Menschheit heute noch wenig erkannte Grundlagen ihrer eigenen harmonischen
Lebensentwicklung, und damit auch Kunstentwicklung erkennen und in der
virtuellen Umgebung des VR-RM-AK integrieren.
Sind alle bisherigen Kunstwerke im VR-RM-AK strukturiert in die
entsprechenden Hallen eingebracht und einer ausreichend großen Zahl von
Besuchern und Mitgestaltern zugänglich, wobei in regelmäßigen Abständen
alle neuen Kunstwerke der Menschheit in das System integriert werden, so kann
der Besucher der Hallen bei seiner Wanderung durch die virtuellen Räume
Bilder betrachten, sich dazu Informationen geben lassen, kann aber diese auch
in seinem Computer als Vorlagen für Umgestaltungen, Anregungen,
Weiterbildungen und Kombinationen mit anderen Bildern benützen. Durch seine
erkenntnistheoretisch weiter entwickelte "Sicht der Dinge" wird er
viele Begrenzungen, obsessive Fixierungen, reduzierte Gesichtwinkel
derzeitiger Künstler vermeiden und sich mit größerer Sicherheit durch
seinen Überblick im Gesamtbau des Kunsttempels an neue Aufgaben der
All-Synthese der Kunstformen machen, die den heutigen Künstlern infolge ihrer
erkenntnistheoretischen Beschränkungen nicht einmal als Aufgabe und
Herausforderung bewusst sind.
Die Bewegung im System, das Hantieren mit dem bisherigen Kunstbestand in
der VR erfolgt durch spezielle Menüs, die innerhalb der VR aufgerufen werden
können. Desgleichen sind die Programme zur Bearbeitung vorhandenen
Kunstbestandes durch den Besucher im VR-RM-AK selbst integriert.
Der bei SARNIG geschilderte Generator aller Bilder ist ebenfalls
Bestandteil des VR-RM-AK.
Auf diese Weise wird das System im Laufe von Generationen ständig
erweitert und ausgebaut.
Durch die Möglichkeit, aus dieser VR ständig neue Kunstwerke auch in
die "normale Wirklichkeit" der menschlichen Gesellschaften heraus zu
übernehmen oder über geeignete Medien in TV und auf Video zu übertragen,
werden auch hier wichtige Austauschprozesse vollzogen.
Mit dem VR-RM-AK steht der digitalen Kunst ein über bisherige
Kunstkonzepte in zweifacher Hinsicht hinausgehender Rahmen der künstlerischen
Tätigkeit zur Verfügung.
1.
Die Allheit des VR-RM-AK als virtueller Umgebung, mit ihrer präzisen
Lösung des Unendlichkeitsproblems und seiner inneren Ableitungen der
Unendlichkeit bietet für die Zukunft sichere Strukturen der harmonischen
Entwicklung der Kunst.
2. Damit
wird im Rahmen der digitalen Kunst einerseits die Integration der bisherigen
Kunstentwicklung möglich, andererseits kann aber mittels dieser virtuellen
Umgebung das bisher noch nie Gebildete in klar gegliederte Zusammenhänge
gebracht und schließlich die Allharmonie der Kunst im Unendlichen
vorangetrieben werden.
BAUMANN, Hans D: Handbuch digitaler Bild- und Filtereffekte. 1500
Beispiele elektronischer Bildbearbeitung. Springer; Berlin usw. 1933.
BORMANN, Sven: Virtuelle Realität. Genese und Evaluation. Addison-Wesley,
Bonn, Paris 1994
MASCHKE, Thomas: Bildverarbeitung unter WINDOWS. Eine Einführung. Markt
und Technik. Haar 1994
KRAUSE, Karl Chr. Friedrich: Vorlesungen über das System der
Philosophie, 1828. Neuauflage Eigenverlag. Breitenfurt1981
SARNIG, P. P.: Menschliche und digitalisierte Intelligenz. Das Unendliche und die Grenze.
RIEMSCHNEIDER, E.: Deduktive Kunst – Digitalisierung.
PFLEGERL, Siegfried: Die Vollendete Kunst. Zur Evolution von Kunst und
Kunsttheorie. Böhlau, Wien, Köln 1990
THOMAS, Karin: Bis heute. Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20.
Jahrhundert. Du Mont. Köln 1986
URBONS Klaus: Elektrografie. Analoge und digitale Bilder. Du Mont. Köln 1994.