Malerei aus der Zukunft

Malerei aus der Zukunft. Zur Theorie der deduktiven Kunst.

Robert Merling

Unter Malerei wird im folgenden jede Art bildnerischer, optisch erfassbarer Darstellung in traditionellen oder digitalen Medien (z.B. http://rhizome.org/artbase/ )allein und in Verbindung mit anderen außeroptischen Medien (wie Ton, Geruch usw.) verstanden.

Eine der wichtigsten Grundzüge der Malerei des 20.Jahrhunderts war der forcierte Blick in die Vergangenheit der Menschheit, die Sehnsucht nach den einfachen Ursprüngen, die Aufsuchung und Widerbelebung des „primitiven“ aller früheren vor allem außereuropäischen Kulturen. Das Werk: „Primitivismus in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts von Rubin hier als Beispiel genannt, legt davon beredtes Zeugnis ab. Ein bekannter Vertreter, Josef Beuys sei als Zeuge erwähnt.

Die hier vorgelegten Grundlagen der Malerei sind gekennzeichnet durch einen Blick aus der Zukunft oder Zeitlosigkeit in die Gegenwart.

Das Malkonzept kommt gleichsam aus einer virtuellen Raumzeit, oder Bereichen, die sich jenseits der Kategorie der Zeit befinden, auf uns zu und wird allmählich Eingang in die künftigen Gegenwarten finden. Man könnte sich vorstellen, dass man nicht – bisher – unbekannte – Kunstwerke aus der Vergangenheit gefunden hätte, sondern Werke eines Künstlers aus der Zukunft.

Es erübrigt sich, zu erwähnen, dass diese Gesetze der Malerei, da sie alle bisherigen Kulturen und deren Kunst IN sich enthalten, auch jede Art von Blick in die Vergangenheit in sich begreifen.

Die hier vorgelegte Arbeit bietet in zweierlei Hinsicht Neues:

Zum einen wird für die Kunst allgemein und für die Malerei im besonderen eine neue Grundlage erstellt. Neu meint hierbei, dass die gesamte bisherige Entwicklung der Malerei in der Geschichte dieses Planeten in allen Gestalten erfasst und in einem Rahmen erkannt wird, der in der Lage ist, jeder Richtung, Schule, jeder Theorie einen bestimmten Platz zuzugestehen, keine aus dem Ansatz auszuschließen. Andererseits wird aber durch diese neuen Grundlagen sichtbar, dass die bisherigen Malschulen, Stile und Theorien alle noch unvollständig, teilweise sehr einseitig und „eng“ sind, daher auch immer wieder durch andere Schulen, Richtungen und Ansätze bekämpft, ersetzt und weiterentwickelt werden. [1]

Die hier dargelegten Grundlagen sind aber nicht etwa eine synthetische Mischung aller bisherigen Kunstschulen und Theorien- derartige Tendenzen waren in der Kunst des 20.Jahrhundert etwa bei Sigmar Polke und David Salle oder dem eklektizistischen Polymorphismus verschiedener anderer Künstler zu bemerken, sondern stellen ein völlig neues, in sich gegliedertes Gerüst von Gesetzen dar, gleichsam die höchsten Kunstgesetze, welche für die Menschheit in ihrer weiteren Zukunft auf dieser Erde maßgebend sein können. Alle anderen Grundlagen und Kunsttheorien die künftig – ohne Berücksichtigung der hier genannten Gesetze- jemals gefunden werden sollten, sind letztlich Veränderungen unterworfen oder werden sich schließlich in die hier genannten Grundsätze fortbilden.

Die elektronischen Medien sind selbst ein Evolutionssprung, der in der Entwicklung der Menschheit entscheidende Veränderungen für die weitere Fortbildung vor allem einer Weltgesellschaft in allen gesellschaftlichen Bereichen mitbedingen wird. Die Ausbildung der 3.Phase des II Hauptlebensalters [2] wird durch diese medialen Neuerungen entscheidend vorangetrieben. Damit werden erst die Grundlagen und Entwicklungsniveaus erzeugt, von denen aus das Lebensalter der Vollreife der Menschheit zu erreichen ist, in dem die hier dargelegte Kunsttheorie ihre volle Geltung und Anwendung erfahren wird und kann.

Die Gruppe OR-OM (hier werden etwa Arbeiten von Ernst Riemschneider, George Russel, Richard Berger-Mannheim, Anatol Beyazit und Maria Vonfeld vorgestellt), benützen alle die Grundlagen der Deduktiven Malerei, welche durch die Prinzipien der Wesenlehre bestimmt sind, und die in den einzelnen Aufsätzen in verschiedenen Facetten dargestellt werden.

Sowohl die formalen Gliederungen jeglicher bildlichen Darstellung , als auch die Inhalte also der Formenkanon und seine innere Differenzierung sind daher durch diese Grunderkenntnisse determiniert.

Die höchsten Erkenntnisse sind die Unendlichkeit (Ganzheit) und Absolutheit (Selbheit) des Grundwesens [3] Im weiteren sind dies die Erkenntnisse dessen, was Gott IN sich ist, also in der ersten Stufe nach innen, die beiden unendlichen Grundwesen Geist und Natur, die selbst wieder in sich nach den Stufungen der Unendlichkeit in sich weiter gegliedert sind. Hier wird sichtbar, dass eine neue – in der bisherigen Mathematik nicht zu findende – Theorie das Verhältnis des Unendlichen zum Endlichen bestimmt, die Peter Paul Sarnig unter II,1.2.3.1.1 anhand des Universums der geraden Linie beispielhaft abhandelt [4] .

Deduktiv nennen wir diese Malerei, weil der Maler gleichsam von der höchsten dem Menschen möglichen Erkenntnis ausgehend, stufenweise alles erkennt, wie es an oder in unter dem Göttlichen Grundwesen ist. Aus den unendlichen Bereichen gelangt er stufenweise, deduktiv in die Bereiche zunehmend endlicher Sphären, Gegenstände und Formen.

Da die Kunst alles, besser Gott als Or-Om-Wesen, erkennen kann und soll, reicht die Deduktive Malerei thematisch weit über die bisher in der Geschichte der Malerei realisierten Gegenstände hinaus.

Was die Kunst bisher gar nicht erkannt hat, konnte sie auch nicht darstellen.

Natürlich umfasst die Deduktive Malerei in sich auch die gesamte bisherige Malerei dieser Menschheit, was in mehreren Aufsätzen des Bandes durch den All-Tempel der Kunst erklärt wird. Durch die Aufnahme aller bisherigen Malrichtungen in den All-Tempel [5] verändern aber alle diese Richtungen gewisse ihrer bisherigen Grundlagen, sie werden gleichsam in einen größeren, klareren Zusammenhang aufgenommen, verlieren dadurch aber andererseits die von ihnen so gerne vertretenen Ausschließlichkeits- und Vorherrschaftsansprüche, die für die Entwicklung der Malerei zwar nützlich, wegen der Enge und Begrenztheit der Ansätze aber auch schädlich sind.

Indem die neue Malerei die bisherigen Maltraditionen empirisch erkennt (Intuition) und mit den deduktiven Grundlagen der Grundwissenschaft (Deduktion) verbindet, leitet sie eine Konstruktion ein. In diesem Sinne kann man sie eine konstruktionistische Malerei nennen, die man aber vom bisherigen Konstruktivismus unterscheiden muss. Durch die ständige Verbindung von Intuition, Deduktion und Konstruktion ist die Neue Malerei synthetisch progressiv.

Nach den Erkenntnisarten erkennt die Or-Om-Malerei auch den Gesamtbegriff der Malerei und Kunst. Als Orbegriff wo (unendlich und absolut), in diesem das Urbild, die Idee wi , daneben die empirisch geschichtlichen Begriffe der Kunstbildungen der Geschichte we nach folgender Figur:

 

wo
wu

wi           we